Reisebericht Nepal 26.12.09-9.1.10
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Was für ein Abenteuer!
Im Oktober 2009 entdeckte ich zufällig
im Internet Danielas Aufruf, dass für die Rettungshundestaffel in
Nepal ehrenamtliche Ausbilder gesucht werden. Ich schickte den Text
(ganz ohne Hintergedanken – ehrlich!!!) an meine Freundin und
Rettungshundekollegin Renate … und wie das halt so ist, es kam dann
eins zum anderen und nach intensiver Vorbereitung brachen wir am 2.
Weihnachtsfeiertag abends in ein, zumindest für mich, unbekanntes
Land auf. Die Reise selbst verlief planmäßig und ohne
Zwischenfälle, die erste Nacht verbrachten wir in einem Hotel in
Kathmandu. Am nächsten Morgen reisten wir per Inlandsflug weiter
nach Pokhara, die zweitgrößte Stadt Nepals. Dort wurden wir von
Ingo herzlich empfangen und ins Office gebracht, wo wir mit Jith und
Govinda weitere Mitglieder der HRDSN-Führungsmannschaft kennen
lernten. Der Abend verging mit gegenseitigem "Beschnuppern" und
den ersten Erfahrungen mit dem Alltagsleben in Nepal: zum Beispiel
stundenlange Stromausfälle oder die durchaus empfindliche Kälte
nach Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen hieß es früh
aufstehen, denn bereits um 7 Uhr wurde der gemietete Jeep beladen und
wir brachen zu einer zweistündigen Fahrt auf. Anfangs über
asphaltierte Straßen, dann über Schotterpiste und am Ende über
etwas, wofür deutsche Offroad-Fans vermutlich gerne Eintritt
bezahlen würden, um einmal mit ihren Autos dort entlang rumpeln zu
dürfen. Im Dorf Ram Bazaar endete die Fahrt, die bereit stehenden
Träger luden sich das Gepäck auf und wir gingen zuerst über eine
hohe Hängebrücke, die freundlicherweise an den Seiten mit
Maschendrahtzäunen gesichert war. Danach kamen wir durch ein paar
kleine Dörfer, wanderten ein Flusstal hinauf und nach ca. 2 Stunden
Fußmarsch erreichten wir Shyauli Bazaar. Was für ein wunderschönes
Fleckchen Erde! Die Anlage umfasst ein kleines Krankenhaus, eine
Schule (die jetzt leider geschlossen ist), eine Unterkunft für
Trekker inkl. Restaurant und kleiner Bibliothek und überhaupt alles
was man braucht, um sich dort weitgehend selbst zu versorgen. Zum
Beispiel gibt es eine Solaranlage, einen Dieselgenerator, einen
Warmwassertank, Fischteiche, einen Hühnerstall, der derzeit leider
unbewohnt ist, einen Truthahn namens Oscar, einen Gemüsegarten und
jede Menge Nutzbäume wie Sternfrucht, Papaya, Banane, Pfeffer,
Kaffee, Zitrone und so weiter. Und natürlich Hunde – Herz was
begehrst du mehr :-)
Wir bezogen unser einfaches Quartier
und nach der Mittagspause gab es eine Versammlung der Hundeführer.
Ingo gab einige Informationen bekannt und verteilte die neuen
Einsatzjacken, T-Shirts und Schals. Dann stellten Renate und ich uns
selbst kurz vor und beantworteten die ersten Fragen.
Am nächsten Morgen begann das Training
der angehenden Rettungshunde. Wir arbeiteten mit Aldo, Laxmi,
Dunston, Maggie und Hunter. Helga stand kurz vor dem Werfen und war
deshalb im „Mutterschutz“. Zuerst zeigten uns die Hundeführer
ihr Können im Bereich Gehorsam. Man sah, dass sie offenbar viel von
dem Training mit Lynn und Kathleen im Herbst profitiert hatten, denn
die Hunde zeigten durchweg einen guten Grundgehorsam und auch eine
gute Bindung an ihre Hundeführer. Stolz führten uns die Teams ihren
selbst gebauten Tunnel vor und ließen die Hunde hindurchgehen.
Selbst die anfangs etwas ängstliche Laxmi traute sich dann am Ende
durch die Röhre.
Am Nachmittag erklärten wir zuerst den
grundlegenden Unterschied zwischen Flächen-/Trümmersuche und
Mantrailing. Uns erschien es sinnvoll, die Hundeteams jeweils nur in
einer Sparte auszubilden, da die Ausbildung besonders im Bereich
Mantrailing sehr aufwändig ist und durch die Welpen auch in Zukunft
hoffentlich kein Mangel an geeigneten Hunden herrschen wird. Rasch
stellte sich heraus, dass die beiden Deutsch-Kurzhaar-Clowns Maggie
und Hunter für das Mantrailing besonders gut geeignet sind und die
"Spitzohr-Fraktion", derzeit bestehend aus Aldo und Laxmi in
Richtung Flächen- und Trümmersuche ausgebildet werden soll. Dunston
war anfangs etwas schüchtern, besonders die Futterbelohnung
interessierte ihn nur sehr mäßig, aber mit einem Spielzeug konnten
wir dann auch ihn für die freie Flächensuche begeistern.
Wir trainierten jeden Tag vier Stunden,
morgens von 8 bis 10 Uhr und nachmittags von 14 bis 16 Uhr. Wir
zeigten den Hundeführern, wie sie die Hunde richtig motivieren und
wie das Training in kleinen Schritten aufgebaut wird. Anfangs waren
es nur sehr kurze Aktionen, z.B. hinter die nächste Hausecke oder
hinter den nächsten Busch, aber bald konnten wir die Distanzen schon
etwas verlängern und richtige kleine Suchen veranstalten. Aldo,
Laxmi und Dunston wurden dann auch mit schwierigeren Verstecken
vertraut gemacht, z.B. in einem oberen Stockwerk, auf einem
Holzstapel oder hinter einer angelehnten Tür. Beim Trailen
steigerten wir vorsichtig die Ablenkung und auch die Länge der
Trails. Am Ende konnte Hunter schon eine richtige kleine Suche
machen, bei der nur die Geruchsprobe auf dem Boden lag und er selbst
die Richtung bestimmen musste, in die die Person gegangen war. So
ganz nebenbei erteilten wir auch ein wenig theoretischen Unterricht.
Je nach Situation zeigten wir den Hundeführern den richtigen Einsatz
der Körpersprache, die Ausnutzung der Windverhältnisse bei der
Suche und den sinnvollen Einsatz des Clickers, z.B. beim Erarbeiten
der Verbellanzeige. Außerdem hatten wir für die zukünftigen
Einsatzkräfte Erste-Hilfe-Material und Rettungsdecken mitgebracht,
deren Gebrauch wir ebenfalls übten.
Trotz der intensiven Arbeit kam die
Erholung nicht zu kurz. Außerhalb des Trainings hatten wir genug
Zeit für lange Spaziergänge im Flusstal, z.B. bis zu einer Stelle,
von der aus man einen herrlichen Blick auf den Annapurna IV genießen
konnte. Vor allem in der Abendsonne ein tolles Erlebnis. Wir
beobachteten Vögel und allerlei Insekten. Der Anblick von Schlangen
blieb uns zu Renates Bedauern allerdings versagt.
Am 31.12. kamen Helgas Welpen zur Welt,
4 Hündinnen und 3 Rüden. Mutter und Kinder waren wohlauf.
Nach 8 Tagen Ausbildungsarbeit
verabschiedeten wir uns am 6.1. wieder von Shyauli, um die Heimreise
anzutreten. Aldo und Dunston durften zu Übungszwecken mit nach Ram
Bazaar. Sie sollten sich an fremde Umgebung mit allem was dazu gehört
wie z.B. Kinder, Hunde usw. gewöhnen. Vor allem für Dunston war das
am Anfang gar nicht so einfach, aber er war tapfer und schaffte den
Weg bis über die Hängebrücke. Dort wartete schon der Jeep auf uns,
der uns zurück nach Pokhara brachte. Am Nachmittag machten wir noch
einen kleinen Ausflug in die Stadt, um unsere Rückflugtickets zu
bestätigen und ein paar Souvenirs einzukaufen. Mit Jith an unserer
Seite klappte das alles reibungslos. Der Abend verging mit dem
Download von Fotos und Videos auf Ingos Rechner und als gegen später
wieder der Strom ausfiel, stiegen Renate und ich auf die Dachterrasse
und genossen den Anblick der Berge im herrlichsten Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir
uns von Ingo und Jith und das Taxi brachte uns zum Flughafen. Mit
einiger Verspätung flogen wir dann von Pokhara ab. Ein wunderschöner
Ausblick auf Berge und Täler entschädigte uns. In Kathmandu wartete
schon das Taxi, um uns in ein kleines Trekker-Hotel zu bringen.
Dessen Inhaberin, eine Schweizerin, hatten wir in Shyauli kennen
gelernt. Wir bezogen unser schönes Zimmer und fanden es durchaus
gewöhnungsbedürftig, wieder ein richtiges Badezimmer zu benutzen…
Am Nachmittag erkundeten wir zu Fuß eine Stupa, das ist ein
buddhistisches Heiligtum. Der Anblick der Menschen, die das Bauwerk
im Uhrzeigersinn umrunden und dabei die Gebetsmühlen drehen,
erinnerte mich doch sehr an die Marienwallfahrtsorte in unserem
Kulturkreis…am nächsten Tag bekamen wir einen Anruf von Karna, der
ein ehemaliger Schüler aus Shyauli ist und jetzt in Kathmandu
studiert. Er wollte uns gerne kennen lernen und holte uns zusammen
mit seinem Freund Ganesh im Hotel ab. Wieder gingen wir zusammen zur
Stupa, und nach einem Abstecher in den Souvenirshop von Karnas Freund
und in sein Internetcafé gönnten wir uns ein Mittagessen auf der
Dachterrasse eines Restaurants – zu Touristenpreisen, aber was
soll’s – lecker war es auf jeden Fall. Gegen Abend traten wir
dann die Heimreise an. Mit dem Taxi ging es zum Flughafen, von dort
aus planmäßig über Abu Dhabi nach Deutschland. Trotz Schneesturm
landeten wir pünktlich in Frankfurt. Damit war die Reise offiziell
zu Ende, aber ich merke, dass ich noch immer nicht ganz zurück bin.
Zu vielfältig und zu zahlreich sind die Eindrücke. Um all das zu
verarbeiten, wird sicher noch etwas Zeit vergehen müssen. Wir hoffen
auf jeden Fall, der HRDSN auf dem Weg zur Einsatzfähigkeit wieder
ein Stück weiter geholfen zu haben.
Katrin Kolbe und Renate Schaal, 12.
Januar 2010
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