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Reisebericht Daniela Januar 2010
Freitag, 29.1.2010 Heute früh sind wir praktisch allein
im Haus unserer Gastgeber, sie sind arbeiten oder zur Schule. Wir
frühstücken und gehen dann zu Fuß nach Thamel, um unsere
Mitbringseleinkäufe zu erledigen. Es ist von hier aus recht einfach
zu finden, nur etwas über 20 Minuten Fußweg. In Thamel, praktisch
direkt am „Eingang“, begrüßt uns eine nette Straßenhündin,
die nicht gerade so aussieht, als hätte sie ausschließlich
nepalische Vorfahren. Irgendwas Beagle-artiges hat da kräftig
mitgemischt. Sie folgt uns. Verscheuchen funktioniert nicht, sie
findet uns nett, schnuppert im Vorbeigehen an der Hand, ist mal
wieder weit hinter uns, holt dann aber rasch wieder auf und bleibt
eng in unserer Nähe. Es ist noch nicht viel los, wir sind früh
dran, die meisten Läden machen gerade erst auf. Touristen sind gar
keine zu sehen. Dafür sind umso mehr Nepali unterwegs. Unterwegs
begegnet unsere Hündin beim Durchqueren fremder Reviere auf einem
kleinen Marktplatz einem Rudel fremder Hunde, die sich gleich auf sie
stürzen und eine ordentliche Beißerei vom Zaun brechen. Sie schreit
und versucht, sich bei uns in Sicherheit zu bringen. Die Nepali
schauen dem Spektakel interessiert zu, auch ein Radfahrer, der bei
der Gelegenheit gegen eine Bordsteinkante fährt und umkippt. Wir
sehen zu, dass wir weiter kommen und die kleine Hündin auch. Sie
scheint nicht viel abbekommen zu haben. Die Einkäufe in Thamel dauern, denn das Handeln ist zeitraubend und die Verkäufer tun ihr bestes, um uns und ihre Kasse zufrieden zu stellen. Wir haben fast alles bekommen und die Preise sind ganz zufriedenstellend, wobei ich beim Handeln immer noch zu hoch ansetze. Touristen sind immer noch kaum welche zu sehen, ein französisches Pärchen entdecken wir und ein paar Japaner. Wir suchen in den Tee- und Gewürzläden
nach Jimbu, das wir auch im Supermarkt bisher nicht finden konnten.
Uns werden verschiedene Teesorten zum Schnuppern vorgehalten und wir
bekommen Gewürze angeboten, die wir aber längst gekauft haben. Der
Verkäufer zieht alle Register, aber als dann immer noch nichts dabei
ist, was uns interessiert und wir uns anschicken, wieder zu gehen,
erklärt er uns freundlich den Weg zu einem Gewürzladen, der ggf.
Jimbu haben könnte. Wir finden den Laden auch und tatsächlich, wir
können eine Tüte Jimbu erwerben! Das soll einem mal in Deutschland
passieren... dass man überaus freundlich und hilfsbereit zur
Konkurrenz geschickt wird! Um 13 Uhr gibt es Mittagessen...
dreimal täglich wird hier wieder gegessen, wieder ein Schritt in
unsere Welt. Es gibt Spaghetti mit Fleischsoße und gemischten grünen
Salat. Axel genießt danach die warme Dusche und dann sitzen wir ein
bisschen rum, ruhen aus, erzählen den Mädels, die jetzt wieder zu
Hause sind von den Hunden in Shyauli. Wir gehen auf die Dachterrasse,
weil dort oben am meisten Sonne ist. Es ist ein bisschen windig und
von weitem hört man den hupenden Verkehr. Ich habe mir ein
Nepali-Lehrbuch gekauft und schmökere darin und Axel liest im
Nepal-Reiseführer. Hier in den Gärten der Hinterhöfe gibt es viele
Vögel, nicht nur Nebelkrähen und Tauben, sondern auch Reisvögel,
grasmücken-, staren- und lerchenartige Vögel, sowie
Alexandersittiche. Ein paar kann ich fotografieren, sie sind längst
nicht so scheu wie in Shyauli. Wir finden einen Fotoladen, der die Bilder bis zum Geschäftsschluss um 19 Uhr entwickelt haben will. Neun Stück sind es, und nur noch eine Stunde Zeit. Und morgen haben alle Fotoläden zu. Na gut, wenn die das schaffen, ist doch prima! Genug Zeit, noch letzte Erledigungen zu machen und uns mit dem Reisebüromann zu treffen, der uns die E-Tickets für unseren Rückflug besorgt hat. Wir kommen an Straßenkindern vorbei, die sich aus einem Müllhaufen ein Lagerfeuer gemacht haben und sich so auf die Nacht vorbereiten. Ein paar von denen schnüffeln aus Plastiktüten. Bei allen Patenschaften, die für nepalische Kinder weltweit vermittelt werden und bei allen Adoptionsvermittlungen, gehen solche Kinder grundsätzlich leer aus. Sie sind halt nicht niedlich und haben keine Lobby. Wir bekommen unsere E-Tickets und finden Dank des Tipps des Reisebüromanns einen Laden, der qualitativ hochwertige Pashmina-Schals führt. Wir wollen nämlich keine Touristenware, die man hier an jeder Ecke bekommt. Vier Stück suchen wir aus, und mit dem Hinweis darauf, dass Touristen um diese Zeit doch so selten sind, handele ich einen wirklich guten Preis aus, so dass sogar unsere Freundin lachen muss. Insgesamt sind jetzt aber viel mehr Touristen zu sehen als heute früh, die Rikshaws machen guten Umsatz und wir wimmeln auf unserem Weg in einen Buchladen diverse Bauchladenverkäufer und Rikshawfahrer ab. Danke, auch keinen Schmuck und kein Tigerbalm und keine nachgemachten Kukuri-Dolche. Im Buchladen erwerbe ich noch diverses, u.a. ein schönes nepalisches Kochbuch. Dann ist es kurz vor sieben und wir gehen unsere Fotos abholen. Weit gefehlt, sie sind längst noch nicht fertig. Es dauert und dauert und dauert, wir können durch die Glasscheibe ins Fotolabor schauen und sie arbeiten zu dritt wirklich im Akkord. Aber es dauert halt. Dafür kostet das Entwickeln in Nepal knapp 1/3 von dem, was man in Deutschland bezahlt. Die Verkäuferin ist überaus freundlich, letztlich sind sie um kurz vor 21 Uhr fertig! Hoffentlich ist noch was vom afrikanischen Buffet übrig und es ist uns sehr unangenehm, dass unsere Gastgeberin samt der beiden Mädels so lange auf uns warten müssen. Wir fahren nach Patan (wenigstens sind die Straßen jetzt frei) und kommen genau richtig, denn das Buffet wird gerade erst aufgebaut! Auf einer Tanzfläche wird nach völlig un-nepalischen Rhythmen getanzt, und eigentlich sind hier auch nur Westler und Afrikaner anwesend, Nepali gar nicht. Macht aber nichts, das Buffet wird eröffnet, es schmeckt sehr lecker, und dann kommt der Höhepunkt des Abends: Eine Tanzgruppe von nepalischen Tänzerinnen führt leicht bekleidet einen afrikanischen Gruppentanz auf (ich vermute mal, es ist ein Fruchtbarkeitstanz). Das (mittlerweile nicht mehr ganz nüchterne) Publikum ist begeistert und steckt ihnen Geldscheine in die wenigen Kleidungsstücke. Bald danach wird es kühl und wir entschließen uns, heim zu fahren. Dort schauen wir noch Bilder auf dem Laptop, bis uns allen die Augen zu fallen und wir im Bett verschwinden. Morgen wird erst mal ausgeschlafen!
Samstag, 30.1.2010 Aussschlafen!!! Es ist 8 Uhr, als ich
aufwache. Draußen ist es längst hell und aus der Nachbarschaft
klingt Kindergeschrei herüber. Irgendwo ist eine Schule und dort
scheint ein Sportfest oder ein Fußballturnier stattzufinden. Heute
ist Samstag und das ist der wöchentliche Ruhetag in Nepal, so wie
bei uns der Sonntag. Andere Nachbarn sind beim Gebet und lassen dazu
Muschelhörner und Zimbelglocken ertönen. Wir wollen um 14 Uhr bereits zum Flughafen fahren (unser Flug geht erst nach 17 Uhr), weil verschärfte Sicherheitskontrollen angekündigt wurden. In Indien war ein Nationalfeiertag und die Al Kaida hat mit Anschlägen gedroht. Und da die Kapazitäten auf dem Airport in Kathmandu begrenzt sind, ist mit langen Schlangen an den Kontrollen zu rechnen. Bis dahin sitzen wir aber noch im Garten, genießen die Sonne, schauen den Hunden unserer Gastgeber zu und essen frische Erdbeeren und Weintrauben, sowie Orangen frisch vom Baum. Kathmandu liegt mit 1400 m höher als Pokhara, und das merkt man auch an der Temperatur. Aber in der Sonne sind es trotzdem gut 25°C und wir geniessen das noch solange es geht. In Deutschland sollen angeblich Schneestürme toben.... Um 14 Uhr fahren wir dann pünktlich zum Flughafen. Die Sicherheitskontrollen sind tatsächlich strenger als sonst, neben der Metallschleuse und dem Bodycheck per Hand funktionieren sogar die Röntgengeräte für das Gepäck. Alle Reisenden müssen ihre Schuhe durchleuchten lassen. Das Handgepäck muss komplett geöffnet und ausgeräumt werden. Da hier nach Geschlechtern getrennt untersucht und durchsucht wird, bin ich ganz schnell durch die Kontrollen durch, während auf der Herren-Seite eine riesige Schlange ist. Axel kann ich aufgrund seiner Körperlänge (er überragt die Nepali locker um 1 ½ Köpfe) gut ausmachen. Irgendwann wird auch die Damen-Kontrolle für die Herren freigegeben und es geht erheblich schneller vor sich. Übrigens, meine Rolle Panzertape, die mich bis hierher im Handgepäck gut sichtbar begleitet hat, muss ich hier abgeben. Sie ist offenbar aus welchen Gründen auch immer in der Kabine nicht erlaubt. Schließlich hat auch Axel alle
Kontrollen hinter sich (und rettet sein Glas Nutella, das er ohne
groß darüber nachzudenken ins Handgepäck gestopft hat, durch die
Kontrollen, obwohl so was ins Hauptgepäck gehört). Auch seine
Wasserflasche mit mehr als 100 ml Inhalt geht problemlos durch. Kurz später sind wir in der Luft. Das Flugzeug schraubt sich über dem Kathmandu-Valley in die Höhe und raus aus den Wolken. Jetzt sehen wir das Himalaya in seiner ganzen Pracht. Auf dem Weg nach Westen mache ich unzählige Fotos. Die Sonne geht langsam unter und das Spiel aus Licht und Schatten in den Gipfel aus Fels und Eis ist phantastisch. Ein Nepali aus der mittleren Reihe will auch noch letzte Blicke auf seine Heimat erhaschen und ich lehne mich zurück, um ihm das zu ermöglichen und lasse nur noch meine Kamera schauen und Bilder machen. Wir können bis nach Tibet sehen. Dann dreht das Flugzeug nach Süden ab und im letzten Licht überqueren wir Indien mit seinen Gebirgszügen und gewaltigen Strömen. Leider ist unsere Flugdatenanzeige auf der gesamten Strecke außer Betrieb und wir wissen nicht, welche Städte und welche Flüsse wir da überfliegen. Es gibt etwas zu essen, ich entscheide mich für Dhal Bat, da weiß man wenigstens was man hat. Nach einem Nickerchen überqueren wir
den Golf und den Oman und befinden uns im Landeanflug auf Abu Dhabi.
Diesmal landen wir am neuen Terminal, der nach erneuten
Sicherheitskontrollen schon eher das bietet, was man von einem Land
wie den VAE erwartet. Nagelneu, blitzsauber, mit allem Luxus
ausgestattet erwartet uns der großzügige Transitterminal.
Sonntag, 31.1.2010 So langsam füllt sich unser Wartebereich. Eine Maschine aus Thailand ist gelandet und hat unzählige Deutsche ausgespuckt, die braungebrannt und leicht bekleidet und ganz offensichtlich noch in Urlaubsstimmung zu uns stoßen. Abflug nach Deutschland ist um 2.05 h, dösen ist nicht mehr und so beobachten wir die anderen Reisenden und ordnen sie leise diversen Kategorien zu. Reiche Yuppies mit Laptops auf Taucherurlaub. Krebsrote Ehepaare oberhalb der 45, die sich endlich mal einen richtigen Urlaub leisten wollen. Gemischte deutsch-thai-Paare, die vermutlich ihre Familien im anderen Land besuchen. Geschäftsleute im Anzug. Ein deutscher Polizist in Uniform, der wohl dienstlich unterwegs war. Familien mit Kindern, ältere Leute, ein Mann im Rollstuhl. Was sie alle wohl erlebt haben? Wir verschicken SMS an unsere Freunde
in Nepal und unsere Familie und Freunde in Deutschland, dass wir in
Abu Dhabi sind und bislang alles glatt verlaufen ist. Meine Schwester
schreibt zurück, dass das Wetter chaotisch ist und womöglich Flüge
auf andere Flughäfen umgeleitet werden. Ich hab da keine Sorge, denn
den gut ausgebildeten Piloten der Etihad wird nachgesagt, dass sie
bei jedem Wetter starten und landen können. Ein sanfter Start und wir quälen uns jetzt 7 Stunden lang auf den engen Economy-Plätzen ziemlich weit hinten im Flugzeug. Die Filmauswahl ist diesmal nicht so doll, die meisten Filme laufen nicht auf deutsch und auch die Flugdatenanzeige funktioniert die ganze Zeit nicht. Dafür heißt unser Captain Jean-Baptist und ist offensichtlich Luxemburger und begrüßt die Passagiere sogar auf deutsch. Er schwätzt ein wenig mehr als die anderen Piloten ;-). Axel weiß nicht, wie er seine langen Beine unterbringen soll und auch mir wird es langsam unbequem. Zum Glück kann ich meine Kurzbeine aber unter den Vordersitz ausstrecken, während Axel sich nicht traut, selbiges auf dem Gang auch zu tun. Wir haben nahezu Vollmond und wir schalten auf unseren Monitoren die Voraus-Kamera ein. Nach einer Weile entdecke ich sowohl draußen, als auch auf dem Monitor die Positionsleuchten zweier weiterer Flugzeuge, die auf der selben Route mit uns unterwegs sind. Axel kann einen Blick auf die Flugdatenanzeige vom Nachbarsitz erhaschen. Kurz vor Mossul sind wir. Dann sind das also die besagten Abfangjäger, die uns durch den Luftkorridor über dem Irak begleiten. Bald erscheint die Türkei unter uns, Wolken und schneebedeckte Berge. Nach einem Nickerchen sind wir schon über Rumänien und überqueren schließlich Ungarn. Ein kurzes Stück Österreich und schon kündigt der Captain den Landeanflug an. Wir sind über Augsburg. Wenn die Wolken mal aufreißen, sieht man unten nur Schnee.... Unser Landeanflug von Würzburg aus
durchquert tiefe Wolkendecken und wir befinden uns darunter in
dichtem Schneegestöber. Offenbach unter uns... und dann die
Landebahn. Sie ist weiß...aber Etihadpiloten landen immer und unser
Jean-Baptist ist offenbar sehr geübt. Er setzt superweich auf und
bremst dann mit Stotterbremse (Axel und ich haben dieses Flugzeug mal
im Flugsimulator geflogen, wobei meine Landungen mal besser nicht
erwähnt werden sollten... aber das würde ich auch gern mal
ausprobieren!) ganz elegant und gefühlvoll ab, wir gleiten ein
bisschen und rollen dann gaaaaaanz langsam in die erste Kurve auf den
Taxiway. Alles ist hier verschneit, an den Gates stehen Schlangen von
Enteisungsfahrzeugen und eine Armada Räumfahrzeuge rückt gerade
wieder in Richtung Landebahn oder so aus. Aber schließlich siegt der Herdentrieb, brav in der Schlange auf dem Gang warten wir auf das Aussteigen. Deutschland hat uns wieder. Wir wandern durch lange Gänge zur Passkontrolle. Die Gänge sind extra so lang bemessen, damit wir möglichst gleichzeitig mit unserem Gepäck an der Gepäckausgabe ankommen (das ist zumindest meine Theorie). An der Passkontrolle dann eine nette Überraschung: Unsere Freundin Tanja hat ausgerechnet heute Frühdienst und sitzt am Schalter. Das ist mal ein Willkommen! Weiter geht’s durch endlose Gänge zur Gepäckausgabe. Wir warten dort trotz der langen Gänge noch... die Flüge aus dieser Richtung gelten nicht gerade als „sauber“ und so wird das Gepäck wohl besonders gut kontrolliert. Irgendwann kommen unsere Sachen und wir wandern durch die grüne Schleuse in die Ankunftshalle, wo uns Rolf, der in den zwei Wochen auf unseren Hund Barry und unsere Wohnung aufgepasst hat, erwartet und er macht als erstes Fotos von uns. Es ist irgendwas kurz vor 7 Uhr morgens, unser Flug hatte fast 20 Minuten Verspätung und sein Parkticket ist längst abgelaufen. Tanja kommt noch mal kurz, wir tauschen die wichtigsten Neuigkeiten aus und verabschieden uns schließlich von Tanja, die wieder zurück an die Arbeit muss. Draußen ist es sooooo kalt! Wir verstauen unser Gepäck in Rolf´s Espace, nachdem wir Barry begrüßt haben und fahren dann über halbwegs geräumte Autobahnen und durch einen tief winterlichen Taunus nach Hause. Wir haben hier beinahe einen halben Meter Schnee! Es dauert Tage, bis ich richtig angekommen bin, obwohl ich gleich am nächsten Tag und Axel am übernächsten Tag wieder arbeiten müssen, der Alltagstrott einen einholt und viel unerledigte Arbeit und angesammelte Post und Emails auf uns warten. Das Lebensgefühl in Nepal versuchen Axel und ich jedenfalls so lange es geht, zumindest ein bisschen zu behalten. Bis zu unserer nächsten Reise...
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© 2009 by D. Neika
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