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Reisebericht Daniela Januar 2010

 

Fr, 15.1. - So, 17.1.

Mo, 18.1. - Mi, 20.1.

Do, 21.1. - Sa, 23.1.

So, 24.1. - Di, 26.1.

Mi, 27.1. - Do, 28.1.

Fr, 29.1. - Rückkehr

 

Sonntag, 24. Januar

2010-01-24_04-56-26_Nepal_684_1.jpgHeute ist es ziemlich neblig im Tal und die Jungs haben verschlafen nach dem anstrengenden Tag gestern, der ja eigentlich ihr freier Tag gewesen waere. Sie haben bis zur Dunkelheit an der Ersatzwasserleitung geschraubt, die jetzt funktioniert. Dass sie sich abends eine halbe Flasche Rakshi geteilt haben, ist ihr gutes Recht. Ingo ruft die armen Kerle aus den Betten. Unser Fruehstueck startet unter dem Radau des Bulldozers. Der Bagger meisselt oberhalb des kleinen Hundezwingers den Fels ab und die Anwohner schauen zu. Spaeter schiebt der Bagger den ganzen Schutt quer ueber das kleine Seitental, durch das sich bei Regen ein ordentlicher Bach ergiesst. Was mit dieser “kunstvoll" aufgeschuetteten Strasse im naechsten Regen passieren wird, kann man sich vorstellen. Anstatt einfach ein Betonrohr als Drainage unten rein zu legen… Entweder es wird ein Staudamm, der irgendwann mal bricht und die ganze Strasse wegspuelt oder die Strasse weicht im Schlamm auf und ist ebenfalls ruiniert. Wir fragen uns die ganze Zeit, wessen Ingenieurskopf hinter dieser Piste stecken mag. Bis jetzt hat der Baggerfahrer den Bagger jedenfalls noch nicht die lockere Boeschung hinunter zum Hospital geworfen. Die Anwohner klauben soviel wie moeglich von den umgefahrenen Baeumen (der Bagger wirft sie einfach um und faehrt drueber) zusammen, das Holz als Feuerholz, die Rinde ebenfalls, und das Laub als Viehfutter, sofern es sich dafuer eignet.

2010-01-24_05-10-03_Nepal_688_1.jpgWir fangen jedenfalls mit dem Training der Hunde an. Die Mantrailer bekommen eine mit Klopapier markierte Spur, damit die Hundefuehrer ueber den Verlauf informiert sind. Das ist wirklich gut so, denn jetzt erkennen sie die Stellen, wo der Hund von der Spur abkommmt (das sind meist Kreuzungen mit anderen Pfaden), bleiben stehen oder gehen ein Stueck zurueck, lassen den Hund dabei an der langen Leine kreisen und sobald er wieder in die Spur einloggt, geht die wilde Jagd weiter. Eigentlich wollte ich Hunters Trail vom Telefonfelsen aus beobachten, aber 50m weiter unten ist nichts mehr zu sehen, gerade jetzt steigt der Nebel auf. Wie auch immer, Hunter findet nach einem excellenten Trail sein Opfer in einem Hoellentempo und auf direktem Weg.

Ich frage mich jedes Mal, wie die Nepali das machen, sie laufen die ganze Zeit hinter ihren flott trabenden oder galoppierenden Hunden durch das Flussbett, dass aus jede Menge Felsgeroell und Sand besteht, dazwischen trockene Bachbetten mit entsprechenden Boeschungen – und das alles barfuss in Flipflops!!!! Das kann ich mir nur mit jahrelangem Training erklaeren von Kindheit an.

2010-01-24_05-14-43_Nepal_694_1.jpgLiebe Nepaltrekkingtouristen, falls Ihr mal einen Nepali mit einer Rolle Klopapier wegrennen und im Gehoelz verschwinden seht – der hat keinen Durchfall !!! Ihr seht vermutlich gerade einen Runner (Versteckperson), der einen Trail fuer unsere Hunde legt! (Nepali nutzen uebrigens gewoehnlich kein Klopapier, sondern die linke Hand zum abwischen, deswegen wird nur mit der Rechten gegessen und nur mit ihr Dinge weitergereicht)
Solltet Ihr irgendwo in Nepal zwei kleine Stoecke V-foermig im Boden stecken sehen, die von Klopapierfaehnchen gekroent sind, das sind keine! Gebetsfahnen, sondern die Richtungsmarkierungen auf dem Trail. Der schraeg aus dem Boden ragende zeigt in die Richtung, die der Runner gelaufen ist. Wenn ihr wartet, koennt Ihr einen unserer Hunde in action sehen. Oder er ist laengst vorbei gelaufen…

Maggies Trail funktioniert genauso prima, die Jungs haben den Dreh jetzt richtig gut raus. Es geht in unkontaminiertes Gebiet und bis wir den Hundefuehrer eingeholt haben, kommt er uns entgegen. Maggie war zu schnell und ist am Opfer vorbei gelaufen und ein Stueck weiter hat ihr Hundefuehrer das Opfer entdeckt. Nicht schlimm, daran arbeiten wir noch.

Ingo hat in der Zwischenzeit ein supergutes Internetsignal und kann damit sogar Anhaenge verschicken. Zum Surfen im Internet reicht es aber nicht, so dass ich nicht auf AOL meine Emails abrufen kann.

2010-01-24_05-29-16_Nepal_704_1.jpgDie drei anderen Hunde machen derweil ihre Suchen und Anzeigen und es ist echt genial, was die Teams in dieser kurzen Zeit alles gelernt haben. Dunston ist kletter- und sprungtechnisch hoch begabt und springt bei der Suche schon mal durch offenstehende Fenster in die Gebaeude, sucht selbstaendig ab und springt wieder raus (ich frag mich nur, wie Amman beim Refind hinterherspringt… wobei, fuer die Verbellanzeigen klettern die Jungs woertlich in affenartigem Tempo mit ihren Flipflops auf die Baeume…).

 

 

2010-01-24_05-50-45_Nepal_714_1.jpgIn der Mittagspause gehe ich runter zum Hospital und fotografiere noch mal ein paar Details, denn der Sponsor der Hospital-NGO wird sich sicher auch dafuer interessieren. Der lose Geroellhang ist sicherlich 6 bis 8 m hoch und der Schutt reicht bis kurz vor den Eingang an der Stirnseite des Gebaeudes. Die Leute vom Hospital haben den groessten Teil des Baums bereits zerkleinert und beseitigt, aber man kann immer noch kaum laufen. Ich klettere weiter hinten rauf zur neuen Strasse. Die Erde hier oben ueber dem Hospital ist so locker und trocken, dass man problemlos Kartoffeln setzen koennte. Beim naechsten Monsun landet das alles als Schlammpackung unten am Hospital. 2010-01-24_05-56-17_Nepal_723_1.jpgWeiter hinten, schraeg oberhalb des Restaurants, sieht es auch nicht viel besser aus. Der Bambushain wurde von den Anwohnern nicht verwertet und bildet jetzt das wacklige Fundament der Piste. Spontan loesen sich Mini-Erdrutsche (das wird noch in den naechsten Wochen so weitergehen) und der Dreck rieselt durch die Pflanzenteile und rutscht die Boeschung runter bis zur Begrenzungsmauer. Wenn die nicht waere, gaebe es an dieser Stelle beim naechsten Monsun eine Schlammflut bis runter zum Restaurant und von der Strasse bleibt nur noch ein morsches Bambusgerippe uebrig.
Danach und etliche Bilder spaeter goenne ich mir ENDLICH meine Dusche. Nichts kann mich davon mehr abhalten… und es ist mir auch vollkommen egal, dass das Wasser kalt ist, ich habe keine Lust nach Laxmon zu suchen, der das warme Wasser anstellt. AAAAHHH! Ich fuehle mich wieder wie ein Mensch. Wenn das heute nicht geklappt haette, waere ich zum Fluss runtergegangen und haette mir dort die Haare gewaschen, wie ich es bei einer Einheimischen gestern gesehen habe. Kaelter ist das Wasser auch nicht.
Das Wetter aendert sich und es kommen Wolken und Wind auf, die Sonne bekommt einen Hof und es riecht schon nach Regen. Bis zum Abend faellt aber zumindest hier kein Regen, oft regnet es schon weiter suedlich Richtung Bhorletar ab. Oder weiter westlich vor dem Annapurnahauptkamm.

Prem ist derweil nach Bhorletar unterwegs, um Zement zu holen, damit die in die Piste eingegrabene Wasserleitung einzementiert werden kann und nicht durch irgendwelche Trucks kaputtgeht. Dafuer muss aber erst noch das Ende der Erdarbeiten abgewartet werden. Diese machen reichlich Staub und jetzt naehert sich der Bagger zwei Baeumen direkt oberhalb des Restaurants. Ingo diskutiert mit dem Maoisten, denn der will auf einmal die besprochene Route verlassen und quer ueber das Grundstueck der HRDSN baggern. Ingo sagt, dass das Land der HRDSN gehoert, aber der Maoist kontert bedrohlich, dass dies SEIN Land ist… schliesslich haben die Maoisten The People’s Republik Thamuwan ausgerufen, also eine eigenstaendige Teilrepublik, die die Bezirke Kaski (Pokharagegend) und Lamjung (wo Shyauli liegt) umfasst. Das war eindeutig… mit anderen Worten, die Strasse wird da gebaut wo er will und er duldet keinen Widerstand.

2010-01-24_05-58-25_Nepal_726_1.jpgMittlerweile haben wir erfahren, dass diese Strasse gar nicht offiziell genehmigt ist und eigentlich eine strategische Piste fuer die Maoistenkaempfer werden soll. Alle Leute hier sprechen darueber. Sie haben mittlerweile wieder 20000 Kaempfer rekrutiert und bereiten alles fuer den Mai vor, wenn naemlich die Verfassung verabschiedet werden muss. Sollte das nicht puenktlich gelingen (und momentan sieht es nicht wirklich so aus), ist das Land fuehrungslos und handlungsunfaehig, weil dann keine Regierung und kein Parlament mehr existiert. Und genau darauf spekulieren jetzt die Maoisten und benoetigen dafuer strategische Zugangswege in “ihr” Hinterland. Die Zeitungen hier berichten darueber (jedesmal, wenn einer nach Bhorletar geht, bringt er eine relative aktuelle Zeitung mit). Dafuer also diese Piste und deshalb auch keine Spur von Ingenieuren oder sonstigen Bauherren, nur der Maoistenoffizier und sein Baggerfahrer. Die beiden arbeiten hier durch die Landschaft nach eigenem Gutduenken. Zwar wurden die Maoisten entwaffnet und auch dieser traegt keine Schusswaffe, aber das Khukhuri (das gefuerchtete Messer der Ghorkas) hat er dabei und das reicht, ihn zur Respektsperson zu machen. Wie auch immer, die beiden Baeume oberhalb des Restaurants werden umgeschubst (es waere sinnvoller gewesen, sie vorher abzusaegen und dann die Stumpen auszuhebeln, aber jetzt versucht sich der Baggerfahrer am ganzen Baum und versperrt sich selbst den Aktionsraum) und fallen wider erwarten nicht die Boeschung runter aufs Restaurant, sondern werden irgendwie nach zig Anlaeufen die Boeschung weiter rauf geschoben. Dabei kommt der ganze Bambusunterbau in Wallung und der Schutt rieselt nur so. 2010-01-24_06-00-33_Nepal_727_1.jpgDanach wird kurzerhand der Schweinestall der HRDSN geplaettet und zumindest Dankeschoen Herr Maoist, dass die Jungs den schwarzen Wassertank vor der Trasse retten durften. Ich glaube, man kann zwischen den Zeilen lesen, dass irgendwie keiner hier so richtig begeistert ist von der neuen Strasse…. Dem Tourismus bringt sie gar nichts, im Gegenteil, Trekkingtouristen moechten einsame Pfade haben. Die paar Bauern in der Gegend bauen nicht so viel an, dass sie es in Pokhara verkaufen wuerden. Autos hat hier eh keiner und im gesamten Sommer wird die Strasse unpassierbar sein durch unzaehlige Erdrutsche und die Anwohner muessen sich dann an den Reparaturkosten beteiligen. Man wird sehen, wieviele Menschen hier eine Buslinie nutzen werden und wie sich die gesellschaftliche Struktur auch in dieser Region aendern wird. Manche Haendler werden profitieren, Kranke die Healthposts zu Gunsten besserer Krankenhaeuser in Pokhara ignorieren, Porter arbeitslos werden, die Kriminalitaet womoeglich steigen… aber hauptsaechlich die Maoisten werden von der Strasse profitieren – oder auch nicht, denn in Nepal ist alles moeglich und vielleicht schaffen die Regierenden es noch kurz vor Mitternacht des Stichtages, eine Verfassung fristgerecht aus dem Boden zu stampfen. Die Natur wird sich dann entweder die Strasse zurueckholen oder, wenn sie tatsaechlich Sinn macht, wird sie erhalten bleiben und in vielleicht einem Jahrzehnt so langsam echte Gestalt annehmen….

In der Zwischenzeit, das Nachmittagstraining sollte eigentlich laengst beginnen, aber alles schaut dem Bagger beim Landschaftsfressen zu, toben die Hunde herum, dass es die wahre Freude ist. Vor allem Hunter und Maggie jagen sich ueber den ehemaligen Schulhof, beissen sich in die Pfoten, geben Hetzlaut und baeumen sich aneinander zum Ringkampf auf.

Wir beginnen mit dem Detachieren auf dem Sportplatz, dafuer habe ich 3 Eimer hingestellt. Ich erklaere Ram, wie das geht und wofuer es gut ist und er zeichnet es kurzerhand fuer alle mit einem Kreidestein auf die Tischtennisplatte. Laxmon probiert es mit Aldo als erstes aus. Am Anfang helfe ich ihm noch und Aldo hat auch nicht so sonderlich viel Lust auf das neue Spiel. Aber viele Clicks spaeter sieht das Ganze schon richtig professionell aus. Alle anderen Hundefuehrer schauen zu. Da Detachieren sehr zeitraubend ist, sollen sie es sich erst mal anschauen und koennen es spaeter trainieren, wenn wir wieder weg sind. Dann werden sie das Detachieren ins Flussbett verlegen und statt Eimern Steine nehmen oder Grasbueschel oder was auch immer die Natur anbietet, sie werden dann die Distanzen vergroessern, alles auch an Haengen trainieren und die Kommandos fuer rauf und runter einfuehren. Schliesslich werden sie ihre Hunde auf Distanz lenken und leiten koennen. Wofuer das letztlich im Truemmereinsatz gut ist, habe ich ihnen auf eindrucksvollen Bildern gezeigt. Die Jungs sind unglaublich ehrgeizig und wir stoppen Laxmon irgendwann nach bestimmt 20 Minuten, die Aldo tapfer durchgehalten hat.

Der Bagger arbeitet derzeit weiter und lenkt uns alle ab. Nagendra baut die waagrechte Leiter auf, zuerst legt er noch ein Brett drauf, so dass die Haelfte der Leiter als Bruecke leicht zu begehen ist. Aldo laeuft die Leiter mittlerweile richtig gut, aber noch nicht ganz fehlerfrei. Dunston turnt darueber, als ob er den ganzen Tag nichts anderes machten wuerde (… wer weiss…). Helga wuselt hier herum und moechte auch was machen. Aber sie hat noch Mutterschutz, auch wenn es Dilip mit Sicherheit in den Fingern juckt, auch mit ihr zu trainieren. Das kommt noch, es sind ja nur noch wenige Wochen, dann darf auch Helga wieder mitspielen. Wir lassen sie mit vielen Leckerchen ueber die Bruecke laufen, sie ist noch unsicher und geht tief geduckt, aber nach ein paar Durchlaeufen wird sie immer mutiger und muss am Ende schnell festgehalten werden, damit sie nicht einfach von der hohen Tischtennisplatte springt. Hunter benoetigt noch viel Hilfe beim Setzen seiner Fuesse, er ist einfach ein bisschen grobmotorisch angelegt und wird noch einige Zeit brauchen, bis er fluessig drueber laeuft. Maggie denkt mit und beginnt, ihre Pfoten selbstaendig weiter zu setzen und arbeitet hochkonzentriert. Mit Laxmi geht es noch gar nicht, sie weiss, dass sie die Bruecke kann und laeuft diese auch problemlos, aber sobald sie unten durch schauen kann, verweigert sie voellig. Wir haben Geduld mit ihr, auch sie wird irgendwann den Bogen raus haben.

Danach machen wir mit den Hunden kleine, angereizte Motivationssuchen, die Verbeller bekommen Opfer ausser Sicht, die sich auf Baeume schwingen oder hinter Tueren versteckt sind. Sowohl Aldo als auch Laxmi zeigen jetzt immer sicherer an, Aldo gibt sogar waehrend der Suche Hetzlaut und Laxmi zieht vor dem Start beinahe Nagendra von den Fuessen. Beide arbeiten sehr schoen die Witterung an den Verstecken aus. Dunston bekommt einige kurze und eine etwas laengere Suchen, wobei Amman immer versucht, das Opfer so zu instruieren, dass er das Versteck sehen kann und pfeift und schnalzt Dunston rechtzeitig zu sich zurueck, wenn er beim Opfer eintrifft. Dort wird entweder etwas ausfuehrlicher gespielt oder gefuettert oder auch gar nicht belohnt und Dunston kehrt zielsicher zu Amman zurueck. Bei einer Suche wechselt Laxmon als Opfer sogar seinen Standort, und Dunston fuehrt genau zu der Stelle, an der Laxmon vorher sass, nimmt dann die Nase hoch, ortet Laxmon und fuehrt weiter. Sehr gut! Er hat so irre schnell begriffen, wie das funktioniert, ich bin wirklich begeistert.

Maggie und Hunter bekommen kurze Trails, die vorher genau abgesprochen werden und waehrend Hunter problemlos findet, laeuft Maggie einmal in die falsche Richtung. Das war auch gemein fuer sie, denn ich bin das Opfer und war hier auf dem Gelaende schon ueberall gewesen. Schliesslich findet sie mich doch, wenn auch auf einer anderen Route.

Abends kommt Ingo und sagt, alle Tilapias (Barsche) in einem der Fischteiche seien tot und wir raetseln, was die Ursache sein koennte. Das Wasser ist klar, keine Algenbluete, Ingo tippt auf irgendein Pestizid, aber woher sollte es kommen? Ich denke da eher an einen der vielen Fischreiher, der womoeglich eine Krankheit eingeschleppt hat. Morgen will ich mir einen der fast toten Fische mal genauer anschauen und sezieren und Proben unter dem Mikroskop untersuchen. Jedenfalls wird der ganze Teich jetzt abgelassen. Fuer irgendwas anderes ist es jetzt eh zu dunkel. Wir gehen essen, es gibt Dhal Bat mit Gundruk (fermentierter Rettich). Danach tippe ich, wie bereits gewohnt, an den Reiseberichten, bis die Jungs mit ihrem Dhal Bat fertig sind, gespuelt haben und das Restaurant schliessen wollen.

Montag, 25. Januar

Noch vor dem Fruehstueck will ich heute runter an den Fluss, um die weissen Reiher zu fotografieren, die gestern in groesserer Zahl am Ufer sassen und ihrerseits fruehstueckten, bis wir mit den Hunden anrueckten.

Kein Reiher zu sehen. Nur ein paar Strandlaeufer oder so aehnlich, die merkwuerdige Geraeusche machen und sehr schnell laufen koennen. Unverrichteter Dinge komme ich zurueck, erklimme die Treppe hinter den Fischteichen und scheuche dabei einen ganzen Schwarm Reiher auf, die heute mal hier bei den ganzen toten Tilapias einen Festschmaus abgehalten haben! Bloedes Viehzeugs, obwohl sie weiss sind, entdecke ich sie immer erst, wenn sie von mir aufgeschreckt auffliegen. Der Teich ist mittlerweile noch handbreit mit Wasser gefuellt und es sind noch ganze 5 tote Tilapias zu sehen. Meine Reiher sitzen auf den Baumwipfeln rundherum, lassen sich von unten natuerlich nicht sehen und warten darauf, dass ich endlich verschwinde, damit sie fertig essen koennen. Damit hat sich das Thema Fischsektion erledigt.

Oberhalb vom Restaurant macht sich wieder der Bagger zu schaffen und es staubt derart, dass alle Restauranttueren geschlossen sind und wir drin essen muessen. Der Laerm ist nervtoetend. Wir bringen schnell die Waesche in Sicherheit, die hinter dem Restaurant aufgehaengt ist, bevor sie vollstaubt.

2010-01-25_12-38-45_Nepal_819_1.jpgUm 8 Uhr beginnt das Training, wir arbeiten parallel, auf dem Sportplatz uebt erst Aldo, dann Maggie Detachieren. In der Zwischenzeit ueben wir mit den Flaechensuchern am Fluss unten und machen schon richtig grosse Suchen. Ich bin das Opfer und habe mich gut im hohen Gras versteckt, Axel weiss wo. Alle drei Hunde finden mich schnell, und waehrend ich Laxmi nicht zum Bellen bringen kann, bellt Aldo fuer ein kleines Stoeckchen richtig profihaft und spielt mit mir mit Ausdauer. Fuer Laxmi war die Sache mit dem Fund erledigt und sie geht ihren Angelegenheiten nach. Dunston macht eine schoene Suche und findet mich rasch, ignoriert das Leckerchen und rennt sofort zurueck zu Annam. Der kaempft gerade mit dem Funkgeraet und vergisst dabei, dass er ja jetzt eigentlich die Anzeige einfordern muesste und den Refind durchfuehren. Stattdessen geht er mit Dunston zurueck und rauf zum Schulhof. Spaeter ist es ihm richtig peinlich, als ich frage, was denn los war, und er sagt nur “ I made a big mistake”. Das wird ihm ganz sicher nie wieder passieren. Dunston hat ihm laengst verziehen!

Fuer Maggie und Hunter laufe ich noch einen Klopapiertrail, nicht lang, 2 Winkel, und ueberquere dabei den Hauptpfad, der Hunter letztes mal so abgelenkt hat, sowie einen kleinen Bach. Dank Markierungen stoppt Chitrai Hunter in dem Moment, wo er sich auf die Datenautobahn des Hauptpfades setzen will, bringt ihn zurueck zur “Kreuzung” und siehe da, die Nase geht auf einmal wie auf Schienen und Hunter laesst sich bei mir seine Belohnung schmecken.
Maggie laesst sich zwar vom Seitenwind etwas mehr von der Spur abbringen und sucht generell mit hoeherer Nase, aber sie ignoriert den Querpfad und findet mich prompt. Sie will von mir und der Belohnung allerdings gar nichts wissen und wuerde viel lieber weiter suchen. Auch daran muss noch mittels Jackpot gearbeitet werden.

2010-01-25_11-01-00_Nepal_808_1.jpgAm Schluss des Trainings besprechen wir, was wir in den verbleibenden 1,5 Tagen machen werden. Um 14 h werden wir den ersten Teil von Erste Hilfe am Hund machen und danach trainieren. Ausserdem brauche ich noch schoene Bilder mit weissen Himalayabergen im Hintergrund, und die kann man von hier aus nicht sehen. Padam weiss eine Stelle auf der gegenueberliegenden Seite des Flusses, etwas oberhalb und garantiert ohne Treppen, wo wir unsere Bilder machen koennen. Also planen wir fuer morgen frueh um 7.30 den Aufstieg in das Dorf oberhalb vom Fluss. Dienstag wird unser letzter Trainingstag in Shyauli sein und da werden wir dann noch den 2. Teil von der EH Hund machen und als letzten Teil unseres Trainings werden wir mit den Mantrailern Negatives ueben. Ich erklaere, wozu das gut ist, so zum Beispiel wenn eine Spur an einem tiefen Fluss endet und man dann annehmen kann, dass die Person ertrunken ist, oder an einer Strasse, wo Busse fahren, dass die Person womoeglich den Bus genommen hat. Oder, wenn ein Zeuge sich geirrt hat und die Person sich nie an der Stelle aufgehalten hat, wo man ansetzen will, auch dann muss der Hund das zeigen und dafuer belohnt werden. Oder einfach, wenn er die Spur verliert. Dann ist alles besser, als einen Ghosttrail zu laufen und die Koerpersprache bei einem Negative muessen die Hundefuehrer erst lesen lernen und der Hund muss dafuer belohnt werden, damit er gar nicht erst in Verlegenheit kommt, Ghosttrails zu laufen. Da der Fluss nicht breit und tief genug ist, um das Opfer “ertrinken” zu lassen und wir auch kein Fahrzeug zur Verfuegung haben fuer unsere tolle Strasse, werden wir in ein abgelegenes Tal gehen und dort mit einem Geruchsartikel starten, dessen Besitzer dort noch nicht gewesen ist. Und den Hund fuer alles, was kein Ghosttrail ist, belohnen!

Waehrend des Traillegens vibriert mein Handy und ich habe offenbar an einer Stelle tatsaechlich Empfang. 3 neue Nachrichten auf der Mailbox, aber nirgendwo ist Netz. Wir beenden das Training und ich gehe wieder runter ins Flussbett und versuche irgendwo Empfang zu bekommen. Keine Chance. Stattdessen probiere ich die Makrofunktion meiner Kamera an diversen Pflanzen und Tieren aus, bis mir die Kamera meldet, dass die Speicherkarte voll ist. Und die hat 8 Gigabyte! Jetzt hab ich nur noch eine 4er und wir haben noch die analoge Kamera mit diversen Filmen. Also durchgucken, loeschen was nichts ist, ueberfluessige Filme entsorgen (Axel hat etliche Filme vom Strassenbau, die Ingo von anderer Seite auch gedreht hat, die lade ich auf Ingos Laptop und loesche sie auf der Kamera), soviel wie moeglich auf meinen Stick laden und wieder Platz schaffen auf der Speicherkarte. Beide muessen wenigstens noch bis Pokhara halten, dann koennen wir dort (sofern Strom vorhanden) so viel wie moeglich auf CD brennen.

Es wird uebrigens tatsaechlich Sommer hier (Februar bis April, wenn der erste Regen kommt, sind in Nepal die heissesten Monate): Ingo hat die erste Passionsfruchtbluete entdeckt und mittlerweile fliegen auch jede Menge Muecken, Fliegen und Bienen und wir sehen von Tag zu Tag mehr Schmetterlinge. Vielleicht haben wir ja noch Glueck und finden Reptilien, die aus der Winterruhe erwachen? Oder Mungos und Haselmaeuse. Helga ist jedenfalls schon fleissig in den Bueschen am suchen.

Das Welpenzimmer bekommt jetzt eine abwechlsungsreichere Einrichtung: Leere Plastikflaschen mit Steinchen drin, Maiskolben, Karotten, Bueffelhautknochen alte Lappen, der blaue Ball von Helga und noch einiges mehr bereichern das Spielzimmer. Eine kleine Huendin, die schon immer viel kleiner war als der Rest, hat die restlichen Welpen laengst nicht eingeholt und zieht an den Zitzen und dem Fressnapf staendig den Kuerzeren. Sie wird wieder gesondert angelegt und es gibt jetzt auch 2 grosse Teller mit Welpenfutter, damit sie auch zum Zuge kommt.

Die Mittagspause verbringe ich am Computer und schliesslich ist es 14 Uhr. Wir schauen den ersten Teil der Power Point Praesentation ueber Erste Hilfe am Hund und Ingo und Ram helfen uebersetzen. Wir ueben Puls fuehlen und Schleimhaeute beurteilen, sprechen ueber Schock und was man dagegen tun kann (hier sind die moeglichen Massnahmen in Ermangelung von Tieraerzten in der Naehe schon etwas erweitert). Padam gesellt sich dazu und er ist auch in der Lage, Braunuelen zu legen und Infusionen zu machen und Notfallmedikamente anzuwenden.

2010-01-25_11-16-44_Nepal_812_1.jpgDann gehen wir raus in den Pavillon und ueben am Objekt: Dunston ist unser perfektes Trainingsobjekt, der laesst alles mit sich machen. Padam, Laxmon und Nagendra haben den Kurs ja bereits absolviert, und erinnern sich noch ziemlich genau an alles. Wir ueben Tragen des Hundes auf den Schultern, Fixation des Kopfes, Heben des Hundes, Schnauzenband anlegen, Seitenlagenfixierung des Hundes und schliesslich Pfotenverbaende. Wenn einer von uns das naechste Mal nach Nepal kommt, muessen wir unbedingt Material mitbringen, von Verbandmaterial ueber Scheren und Pinzetten bis zum Nadelhalter und Fieberthermometer (Infusionsloesungen koennen wir hier kaufen), denn die Jungs brauchen eine tragbare Hundeapotheke und werden im Dschungel nicht auf die Hilfe des Hospitals zurueckgreifen koennen.

2010-01-25_12-37-27_Nepal_815_1.jpgDanach machen wir mit dem Hundetraining weiter, es laeuft etwas schleppend an, Laxmon geht zuerst wieder Detachieren (Aldo kann es schon richtig gut), sie sind wirklich ein prima Team. Die anderen aber auch, Annam und Dunston kuscheln stets zusammen und die anderen drei kleben an ihren Hundefuehrern, wohin sie auch gehen. Nur Helga ist sehr unabhaengig und Dilip, ihr Hundefuehrer und Welpenmaster, ist momentan eher ihre Putzfrau :-). Die Hunde haben jetzt alle die Bueffelhautknochen bekommen, die wir mitgebracht haben und liegen nagend herum. Das mache ich mir zu nutze, entwende Dunston seinen Knochen und laufe damit weg. Wir machen ein paar kurze Suchen mit mehr oder weniger schoenen Anzeigen, aber am Schluss sieht es wieder richtig perfekt aus. Aldo gibt bei der Suche Hetzlaut und macht prima Anzeigen, mittlerweile auch bei der offen hockenden Person. Laxmi bekommt noch verdeckte oder hohe Opfer, da bellt sie besser. Maggie und Hunter laufen angereizte Klopapiertrails zum Fluss runter und hinten wieder hoch bzw. auf der neuen Strasse. Danach trainieren wir noch mal auf der Leiter. Kaum noch Hilfen und ganz in Ruhe. Sogar Laxmi nimmt mit den Vorderlaeufen freiwillig !!!! die ersten beiden Sprossen. Wenn das mal kein Fortschritt ist! Dann ist erst mal Schluss mit Training fuer heute.

Alles ist staubig hier und Axel waescht noch einmal Waesche, damit sie bis zur Abreise nach Pokhara trocken ist. Ich tippe bis zum Abendessen und danach noch weiter. Dilip zeige ich ein paar Fotos von unseren Klettergeraeten zu Hause zum Nachbauen, und Truemmerbilder, auf denen man erkennt, wofuer das spaeter mal gut ist.

Ingo kocht Nudeln mit Sosse a la Ingo, mit Tomatenmark, Gemuese, Kraeutern aus dem Garten, Champignons und Flussgarnelen, dazu gibts Spiegelei (von beiden Seiten gebraten wegen der Tb). Dann ist Feierabend. Die Waesche bleibt draussen haengen, es ist warm, und wir hoeren noch, wie die Jungs sich nebenan im ehemaligen Boardinghaus noch eine ganze Weile unterhalten.

Dienstag, 26. Januar 2010

Heute ist unser letzter Trainingstag in Shyauli Bazaar. Wie schnell die Zeit verflogen ist, unglaublich.

Für heute Vormittag planen wir noch mal eine Foto-Session, da uns ein großes deutsches Hundemagazin angeboten hat, über die HRDSN zu berichten. Und dafür brauchen wir unbedingt noch ein paar schöne Gruppenfotos mit den Eisgipfeln im Hintergrund. Nun liegt Shyauli Bazaar nur auf etwas über 500 m/NN, in einem tief eingeschnittenen Flusstal, umrahmt von 1200-1500 m hohen Hügelketten. Von unserem Standort und unseren üblichen Trainingsarealen aus sind die Eisgipfel von Dhaulaghiri, Annapurna, Lamjung Himal usw. nicht zu sehen. Von der gegenüberliegenden Flussseite aus sieht man gerade mal so den Gipfel von Annapurna IV, aber der Blickwinkel reicht nicht für ein Gruppenfoto. Also werden wir das Morgentraining auf den gegenüberliegenden Berghang verlegen.
2010-01-26_03-48-50_Nepal_824_1.jpgPadam und Ram garantieren mir, dass es auf dem Weg zu dieser relativ flach ansteigenden Bergflanke praktisch keine Treppen gibt. Auf dem höchsten Punkt des vorgelagerten Bergrückens befindet sich eine Dorfschule und dort wollen wir hin, um Fotos zu machen. Wir brechen bereits um 7.30h auf, denn wir brauchen gutes Licht und später werden u.U. Wolken die Eisgipfel verdecken und es wird ziemlich warm werden. Alle sechs Hundeführer der Junior Squad, Ram als Dolmetscher und Axel und ich marschieren also los, mit dabei alle Hunde bis auf Helga, die bei ihren Welpen bleiben muss. Ingo wird mit ihr spazieren gehen und aufpassen, dass sie uns nicht nachläuft.

2010-01-26_03-52-08_Nepal_831_1.jpgWir durchqueren das trockene Flussbett bis zum Hauptarm des Middim Khola. An einer Stelle haben die Anwohner eine Holzbrücke über den mehr als knietiefen und relativ stark strömenden Fluss gebaut. Auf aufgeschichteten Steinfundamenten ruht eine einfach aus Rundhölzern und Ästen zusammengefügte Leiter! Wie gut, dass wir mit allen Hunden das Leitertraining vorher so ausführlich absolviert haben. Alle Hunde gehen hier problemlos über die Leiter, nur Laxmi weigert sich und führt sich auf wie ein wilder Mustang. Aber Nagendra hat absolut die Ruhe weg, zieht ihr Halsband und Kenndecke aus und so muss sie halt durch den Fluss, während er über die Brücke geht. Das wiederum klappt zu unserer und Laxmi´s Beruhigung problemlos.
Am anderen Ufer, unweit eines Wasserfalls (den ich von der anderen Seite schon gesehen hab und schon immer mal fotografieren wollte), führt ein recht steiler Weg nahezu ohne Stufen den ersten Abschnitt der Uferböschung hinauf. Nach rund 30 Höhenmetern wird es dann etwas weniger steil, und nach einer Weile erreicht die Steigung gewohnte Taunusausmaße, so dass ich langsam wieder normal zu Atem komme und auch wieder Tempo machen kann. So ein Gelände bin ich tagtäglich vom Walken und Gassigehen gewohnt und da halte ich auch locker mit und kann wieder bis nach ganz vorne aufholen. Warum kann das hier nicht überall so sein... stundenlang könnte ich dann marschieren.

Die Jungs und die Hunde scheinen den Ausflug sehr zu genießen, vor allem die Hundeführer haben einen Mordsspaß und lassen sich von ihren Vierbeinern die Steigung hinaufziehen (alle Hunde tragen bereits ihre Trailgeschirre bzw. die gespendeten Kenndecken mit dem Emblem der Lawinenhundestaffel Salzburg und ziehen damit wie ein Rudel Schlittenhunde). Irgendwann überholt mich ein lachender Ram, der an Aldos Leine hängt... schließlich erreichen wir die ersten Reisfelder dieses vorgelagerten Bergkamms und immer mehr kommt im Norden die Hauptkette des Himalaya in Sicht. Östlich von uns, oberhalb eines Hochtals, erhebt sich die Hügelkette, hinter der jetzt langsam die Sonne hervorkommt.

2010-01-26_04-47-40_Nepal_841_1.jpgWir testen einige Lokalitäten, probieren Hintergründe und Belichtungen aus, aber dieses Stellen sind nur mäßig geeignet für unsere Zwecke. Also geht es weiter durch ein auseinander gezogenes Gurung-Dorf, immer weiter bergauf, bis zum Schulhof der dortigen Dorfschule. Hier machen wir die ersten Bilder, wenn auch Belichtungsprobleme unsere Ansprüche nur suboptimal befriedigen können. Für Aldo gibt es eine kleine Suche hinter dem Schulgebäude zu einigen kleinen Hütten hinunter. Aldo sucht sehr weitläufig und wir haben bei unserer Aktion ungezählte Zuschauer. Die Kinder der Dorfschule verfolgen das Geschehen aufgeregt und ich weiß nicht, was der Lehrer über uns gedacht haben mochte.

Ram und die anderen sehen uns an, dass wir mit unseren Fotoresultaten nicht so ganz zufrieden sind, und so kommt der Vorschlag, auf den Hauptkamm der Hügelkette zu steigen, bis wir einen geeigneten Ort in größerer Höhe gefunden haben. Ram sieht meinen kritischen Blick den Berg hoch (das Biest hat immerhin 1500 m, die oberen 200 Höhenmeter sehen nach senkrechtem Fels aus) und fragt mich besorgt, ob ich das schaffen würde (Junge, ich werde beim nächsten Mal garantiert mindestens 10 kg leichter sein und dann schnaufe ich ganz sicher nicht mehr bei diesen blöden Treppen aus dem letzten Loch... und mittlerweile ist mein Muskelkater in den Oberschenkeln verschwunden...), und ich sage, dass wir das dann sehen werden.

2010-01-26_04-30-22_Nepal_834_1.jpgAlso brechen wir wieder auf, durchqueren erneut das Gurung-Dorf, von den Anwohnern neugierig beäugt … was unsere Jungs tierisch zu genießen scheinen. Es geht ein Stück bergab, dann queren wir einen Geländeeinschnitt mit Reisfeldern und dann... haben wir 800 oder 900 Höhenmeter mit TREPPEN zu bewältigen. Die Steigung liegt zwischen 45° und 70°, meist so um die 60°... ein natürliches Treppenhaus sozusagen, wieder mal zusammen gelegte Natursteine oder natürliche Felsen oder Baumwurzeln wechseln sich mit lehmigen Steilpfaden, Lehmstufen und lockerem Schotter ab. Die Steigung ist irre, nach einer kurzen Weile pfeife ich mal wieder aus dem letzten Loch und muss bis zu unserer ersten Zwischenstation mal kurz anhalten und warten, bis sich die Atemfrequenz wieder runter gefahren hat. Die Jungs werden von den Hunden gezogen und haben sowieso eine enorme Kondition, aber wenn man von Kindheit an in dieser Gegend wohnt und hauptsächlich zu Fuß unterwegs ist, ergibt sich das wohl automatisch. Axel hält mit seinen langen Beinen ganz gut mit und ich gebe alles ;) und Ram hält sich immer irgendwo in meiner Nähe auf, der Gute.

Schliesslich ist die erste Etappe geschafft, wir sind mal wieder auf dem Schulhof einer (noch leeren) Minischule gelandet. Die Aussicht ist schon phantastisch, alle machen Pause und ich muss auch erst mal verschnaufen, wortwörtlich. Wenigstens geht das zu meiner Befriedigung relativ rasch, nach wenigen Minuten kann ich wieder geräuschlos durch die Nase atmen und mich wieder normal unterhalten. Sooo schlecht ist meine Kondition dann zum Glück doch nicht (ok, man kann alles schönreden), nur muss meine untrainierte Treppenlaufmuskulatur halt ein recht hohes Gewicht stemmen und braucht dafür wohl mehr Sauerstoff, als ich aufnehmen kann. Also reizt die Atmung alle Reserven aus...

Wir machen ein paar Bilder von den Hundeteams, aber wir müssen noch weiter hinauf. Für mich war die Pause lang genug, wir müssen uns schließlich beeilen, wenn wir noch Glück mit den Wolken und dem Licht haben wollen.

Der letzte Anstieg ist echt heftig, irgendwann biegt der Weg in den Bergdschungel ab und ab hier, meint Ram, wird der Weg zu schwierig. Wir sind auf den letzten Reisfeldern sehr weit oben auf der Hügelkette angelangt und über uns sind nur noch ein kleines Stück Dschungel und dann die senkrechten Felswände, die uns vom Kamm trennen. Während ich wieder auf die Normalisierung meiner Atmung warte und auch die anderen sich auf den Wällen der Reisfelder niedergelassen haben und Pause machen, bin ich stolz auf meine (eigentlich lächerliche) sportliche Leistung. 2010-01-26_06-22-28_Nepal_893_1.jpgDenn das Ergebnis kann sich sehen lassen, der Aufstieg hat sich mehr als gelohnt: Die Eisriesen des Himalaya-Hauptkamms sind von hier aus zu sehen, mit einer genialen Aussicht auf die Vorgebirge davor, zu denen auch unser Hügelkamm hier gehört. Shyauli liegt tief unten im Flusstal und ist von hier aus gar nicht zu sehen. Kein Dunst, keine Wolke, ein strahlend blauer Himmel und eine Sonne, die so langsam den Hügelkamm erreicht, so dass die Bäume dort oben im Gegenlicht aussehen wie Scherenschnitte. Auf dieser Hügelseite ist noch Schatten und hier ist es ziemlich kühl und feucht. 2010-01-26_06-31-12_Nepal_913_1.jpgWeiter vorn an der Flanke zum Flusstal hinab steht eine kleine Hütte und ein Bananenhain (leider sind die Bananen – nepali: Ki´era – noch nicht reif) und wir machen mit den Hunden ein kleines Morgentraining mit Anzeigen, Kurzsuchen und Kurztrails. Und machen Fotos, Fotos, Fotos... Irgendwann kommt die Sonne um die Ecke und etwas weiter oben wird eine die oberste Reisterrasse schon voll beleuchtet. Das Licht dort ist einfach genial und wir steigen bis dorthin hinauf. Hier gelingen uns vermutlich die besten Bilder des ganzen Trainings und hier machen wir auch genau die Gruppenfotos, die wir uns erträumt hatten.

2010-01-26_06-41-39_Nepal_916_1.jpgNach einer kleinen Weile dann ist es so weit: Wolken ziehen um die Gipfel im Norden auf und die Eisriesen sind kaum noch zu sehen. Dhaulaghiri, die Annapurnas, Lamjung Himal und Manaslu verschwinden nach und nach und wir gehen wieder zu dem Pfad zurück, der uns steil nach unten bringen wird. Schliesslich geht es auf den späten Vormittag zu und alle haben Hunger auf Dhal Bat. Ich persönlich finde den Abstieg zwar von der Atmung her vieeel einfacher, aber von der Muskelanstrengung nach den ersten paar hundert Höhenmetern als viel anstrengender als den Aufstieg. Wir laufen in Sandalen und ohne Stöcke und die Oberschenkel und Kniegelenke müssen nun das Eigengewicht auf den steilen, unebenen und ungleichen Stufen auffangen. Irgendwann fängt es an, weh zu tun... aber es sind nur noch ein paar Minuten, dann sind wir unten an den Reisfeldern angelangt, queren die Rinne und kommen an die ersten Ausläufer des Dorfs. Über kleine Pfade zwischen Häusern, über Höfe und durch Felder und Gärten kommen wir dann wieder an den Hauptweg, der uns zum Fluss hinunter bringen wird.

Von hier aus haben wir wieder Sicht auf die blauen Dächer von Shyauli Bazaar. Was jedoch viel mehr ins Auge fällt, sind die gewaltigen Wunden, die der Bagger in den gegenüberliegenden Berg gerissen hat. Wie lange wird es dauern, bis diese staubigen, gewaltigen Erdrutsche wieder von der Natur bewachsen sind? Vermutlich jedenfalls schneller, als dass diese Piste soweit befestigt ist, dass sie nicht bei jedem Monsun erneut abrutscht und verschüttet wird.

Unterwegs fliegen Milane über uns und verschiedenste Vögel singen in den Bäumen am Weg. Wir überholen mit allen Hunden eine Ziegenherde und die Hunde wissen sich bestens zu benehmen, selbst Hunter und Maggie, die am Anfang oben im Dorf durchaus Appetit auf die eine oder andere Ziege gehabt hätten. Man merkt es den Hunden (und Hundeführern) zwar nicht an, aber alle sind jetzt etwas müde und wollen eigentlich hauptsächlich wieder nach Hause. Auf dem letzten Bergab- Steilstück vor dem Fluss geben die Kniegelenke noch mal alles und dann ENDLICH durchqueren wir den ersten von 3 Seitenarmen auf dieser Seite des Middim Khola. 2010-01-26_07-21-13_Nepal_927_1.jpgNicht wie auf dem Hinweg von Stein zu Stein trockenen Fußes, sondern quer durch das kühle Wasser... aaaaaahhhh, tut das gut! Wir gelangen wieder an die Holzbrücke und alle Hunde überqueren sie vorbildlich. Nagendra bleibt diesmal hart und siehe da, sogar Laxmi geht über die Brücke. Nagendra geht mit ihr dann noch ein paar mal hin und her und Laxmi läuft auf einmal über die Leiter, als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Sie wächst wirklich mit ihren Aufgaben und vielleicht muss man sie manchmal zu ihrem Glück zwingen und ihr einfach klar machen, dass sie vor Neuem keine Angst zu haben braucht, weil sie es kann...

Mittlerweile sind die beiden Hundeführer Gau und Chitra mit Hunter und Maggie sowie Dilip schon nach Shyauli raufgelaufen, während Dunston und Aldo auf der anderen Seite des Flusses begeistert im Wasser planschen. Laxmi darf nun auch frei laufen und probiert die Leiter gleich in eigener Regie aus. Es mag Vermenschlichung sein, aber sie scheint wirklich stolz auf und begeistert von ihren neuen Fähigkeiten zu sein.

2010-01-26_07-22-52_Nepal_935_1.jpgLaxmon wäscht nacheinander alle Hunde im Fluss und auch alle Kenndecken, Leinen und Halsbänder, die auf unserer Wanderung durch den rotbraunen Lehmstaub genau wie unsere nackten Füße nicht mehr wirklich sauber aussehen. Die Hunde jedenfalls toben sich im klaren kühlen Wasser aus und als wir nach Shyauli hochklettern (letzte Stufen für heute Vormittag) vereinbaren wir, das Training mit der Ersten Hilfe am Hund erst um 15 Uhr weiter zu führen.

Die Hunde ruhen in der verlängerten Mittagspause auf dem Sportplatz und ich setze mich wieder an den Computer, diesmal nicht um zu schreiben, sondern um mit Axel und Ingo zusammen die Bilder zu gucken. Wir essen dabei Brote und machen uns Kroepoek mit Chillipulver. Ram gesellt sich dazu und guckt einen Teil der Bilder mit. Mittlerweile ist auch der Bagger zurück gekehrt und wirft jede Menge staubiger Erde den Hang zum Restaurant hinunter. Wir können gerade noch die Türen schließen und die Sitzkissen und die Tassen und Kaffeekannen vom Frühstück in Sicherheit bringen, die draußen auf unserem Frühstückstisch standen. Auch das erste Fahrzeug fährt jetzt über die neue „Road“, ein Moped.
Nach den Bildern verschwinden alle wieder und legen sich hin, während ich weiter an meinen Berichten tippe.

2010-01-27_03-37-57_Nepal_971_1.jpgDilip hat ein anderes Zimmer als Welpenzimmer eingerichtet und Helga mit ihren Welpen umziehen lassen. Er wechselt jetzt die Zimmer alle 3-4 Tage, damit er immer eins gründlich ausschrubben und trocknen lassen kann. Helga macht nicht mehr alle Geschäfte ihrer Kids weg und selbige werden immer aktiver und krabbeln und spielen ausgelassen durchs Zimmer. Man kann gar nicht aufhören, ihnen zuzugucken, wie sie miteinander kämpfen, bellen, tollpatschig umfallen, den Futternapf erobern und sich wie Vampire auf Helga´s Gesäuge stürzen, sobald sie den Raum betritt.

Um 15 h treffen alle im Restaurant ein und Ram sagt mir, sie möchten auch alle die Fotos sehen, die wir heute gemacht haben. Also gibt’s erst mal eine Diashow (jeder bekommt eine CD mit den Bildern, sobald sie an ihren freien Tagen paarweise nach Pokhara kommen, denn jeder will natürlich seiner Familie auch seinen Hund und seine Arbeit vorführen; die Hunde müssen sie sicherheitshalber vorerst in Shyauli lassen – zu groß ist die Gefahr, dass es in Pokhara zu einer Beißerei mit den örtlichen frei laufenden Hunden oder zu einem Verkehrsunfall kommen könnte. Da sind die Fotos zumindest eine Alternative.).

So beginnt der Theorieunterricht etwas verspätet und endet schließlich erst gegen 17 h. Wir haben jetzt nicht mehr lange Licht, aber die Jungs wollen noch ein letztes Training mit den Hunden machen. Das einzige, was ich noch zeigen will, ist der Aufbau des Negativs. Damit zeigt der Hund an, dass er die Spur verloren hat oder dass überhaupt keine Spur vorhanden ist. Dieses Training ist für die beiden Mantrailerteams enorm wichtig, denn beide neigen ja dazu, vor lauter Sucheifer Ghosttrails zu laufen. Während der Rest der Mannschaft auf dem Staffelgelände trainiert (kurze Suchen, Anzeigen, Leiterlaufen und Detachieren), gehen Ram, die beiden Mantrailerteams und ich mit einem Geruchsartikel von Axel ein Stück die neue Straße hinab. Axel war in der ganzen Zeit noch nicht hier gewesen und Ram übersetzt, was es mit dem Negativ-Start auf sich hat.

Der Geruchsartikel wird auf den Boden gelegt und nacheinander werden die Hunde daran angesetzt. Sie sollen nun eine Leinenlänge weit Gelegenheit haben, das Gelände auf eine Spur von Axel hin zu untersuchen. Da sie keine finden werden, werden sie dies mit einer entsprechenden Körpersprache auch zeigen. Jeder fragende Blick zum Hundeführer, jeder Kopfschwenk soll dabei belohnt werden, und Maggie macht ihre Sache wirklich prima. Hunter hat es ungleich schwerer, er ist danach dran und wird kurz vor dem Ansatz zunächst von einer Person abgelenkt, die nicht weit von uns vorbei kommt und dann von einer kleinen Herde Ziegen, die unmittelbar vor uns um die Kurve der Piste kommt. So richtig kann er sich beim Ansatz nicht konzentrieren und startet erst mal wild drauf los in die Richtung, in die er angesetzt wurde und den Ziegen hinterher. Chitra muss ihn stark ausbremsen und versucht es in die andere Richtung erneut. Gleiches Resultat, Hunter stürzt in die vorgegebene Richtung davon. Erst nach ein paar Kreisen an der langen Leine kommt endlich der fragende Blick in Richtung Hundeführer und dafür wird er belohnt. Da steckt noch viel Arbeit drin, aber Ram erklärt gut, wie es gemacht wird und sie werden das schon hinbekommen. Derzeit können sie nur Negativansätze trainieren (blind endende Spuren sind mangels Autos hier schwierig zu produzieren) und damit auch ihr Auge dafür schulen, ob der Hund noch auf dem Trail ist oder nicht – auch wichtig, um Ghosttrails zu verhindern.

2010-01-27_03-40-12_Nepal_974_1.jpgAls wir wieder zum ehemaligen Schulhof zurückkehren, laufen Dunston und Aldo gerade über die schräge Leiter rauf auf die Tischtennisplatte... frei und ohne Hilfen, als wenn sie noch nie was anderes gemacht hätten! Damit endet unser letzter Trainingstag und ich sage noch mal allen, was für ein Vergnügen es uns bereitet hat, ihre Arbeit mit den Hunden zu begleiten und die Fortschritte und Erfolge – in dieser kurzen Zeit – zu beobachten. Es waren anstrengende, intensive Tage gewesen und auch das Team freut sich augenscheinlich darüber, was wir zusammen alles erreicht haben. Es ist in Nepal nicht üblich, sich zu bedanken. Mir reicht das, was ihre Blicke sagen völlig und wir belassen es dabei.

Wir sind jetzt alle hungrig und müde und das Dhal Bat (das Gemüse ist jetzt weitgehend alle und es gibt das Wintergemüse Sak, der spinatähnlich zubereitet wird, und den Rest Möhren dazu) schmeckt doppelt so lecker wie sonst.

Wir unterhalten uns noch über dies und das mit Ram und mit Ingo. Ram meint, dass die Jungs jetzt wohl regelmäßig Wanderungen mit ihren Hunden unternehmen werden, denn Zwei- und Vierbeinern tut eine neue Trainingsumgebung gut. Ingo möchte noch vor dem nepalischen Neujahrsfest ein mehrtägiges Training mit Zelten oben in Siklis organisieren. 2010-01-26_13-25-45_Nepal_955_1.jpgAuch über die Zukunft der Welpen sprechen wir: Im späteren Frühjahr werden zwei weitere Hundeführer der Senior Squad wieder mit einsteigen und zwei der Welpen übernehmen. Zu Beginn des nächsten Ausbildungsjahres sollen zwei weitere Hundeführer-Trainees, die sich bereits erfolgreich beworben hatten, aber nicht mehr rechtzeitig anfangen konnten, ebenfalls zwei der Welpen übernehmen. Zwei sollen im Office einziehen, denn sowohl Phul Maya und Jith, als auch die Busfahrerfamilie im Erdgeschoss wünschen sich schon seit langem einen kleinen Helgahund. Abgeben will Ingo Welpen nur an Expats, also Ausländer, die in Nepal leben, mit einer Rücknahmegarantie für den Fall, dass sie das Land verlassen und den Hund nicht mitnehmen können. Aber all das ist noch relativ ferne Zukunft und festlegen kann man jetzt noch gar nichts. Wir alle lassen das erst mal in Ruhe auf uns zukommen!

Eine letzte Nacht noch in Shyauli... wir packen unsere Siebensachen und beginnen, uns vor dem Einschlafen gedanklich wieder auf den Rückweg in unsere westliche Leistungs-, Konsum- und Zivilisationsgesellschaft vorzubereiten, den wir ab morgen Schritt für Schritt gehen werden.
Wir werden ein Paradies verlassen, das einen Knacks bekommen hat. Mit der Straße wird sich hier nach und nach einiges in Richtung unserer westlichen Gesellschaft verändern. Wie ein scharfer Kontrast ist uns klar, dass nicht alles davon auch wirklich besser sein wird und etwas Wesentliches jetzt bereits unwiderbringlich verloren gegangen ist.

  

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